RegionalanÀsthesie

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Wolke
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RegionalanÀsthesie

Beitrag von Wolke »

Was ist eine RegionalanÀsthesie?
Eine AnÀsthesie ist eine Ausschaltung des Schmerzes. Je nachdem, wo diese Schmerzausschaltung wirkt, unterscheidet man verschiedene Arten der AnÀsthesie.

Im Gegensatz zur LokalanĂ€sthesie, wo lediglich das Wundgebiet selbst betĂ€ubt ist, wird bei der RegionalanĂ€sthesie eine Schmerzfreiheit der gesamten Körperregion, an der operiert wird, herbeigefĂŒhrt.

Unter dem Begriff RegionalanÀsthesie versteht man verschiedene AnÀsthesieformen. Sie alle haben gemeinsam, dass die Schmerzleitung vom Ort der Schmerzentstehung, dem Operationsgebiet, zum Ort der Wahrnehmung, dem Gehirn, unterbrochen wird.

Wie funktioniert die RegionalanÀsthesie?
Schmerz entsteht am Ort einer GewebsschĂ€digung, z.B. bei der Operation, indem spezielle Schmerzrezeptoren gereizt werden. Anschließend leiten Nerven den Reiz ĂŒber das RĂŒckenmark bis ins Gehirn weiter, wo die eigentliche Wahrnehmung des Schmerzes stattfindet.

Die RegionalanĂ€sthesie unterbricht diese Schmerzleitung auf dem Weg vom Ort der Entstehung zum Gehirn: Der Mensch nimmt den Schmerz nicht mehr wahr. Die Unterbrechung erfolgt dadurch, dass ein Medikament zur lokalen BetĂ€ubung, ein so genanntes LokalanĂ€sthetikum, die Weitergabe der Nervenimpulse verhindert. Gleichzeitig unterbricht es auch die Nervenleitung vom Gehirn zu den Muskeln. Als Folge tritt eine Muskelerschlaffung in derselben Körperregion ein, die durch RegionalanĂ€sthesie schmerzfrei gemacht wurde. Je nach Art und Menge des verwendeten LokalanĂ€sthetikums sowie der durchgefĂŒhrten Form hĂ€lt eine RegionalanĂ€sthesie unterschiedlich lange an und ist anschließend völlig reversibel.

Wozu dient die RegionalanÀsthesie?
Die RegionalanÀsthesie ermöglicht Schmerzfreiheit bei Operationen, ohne dass der Patient das Bewusstsein verliert.

Nicht immer eignet sich die RegionalanĂ€sthesie fĂŒr eine Operation. Am ehesten kommen hierfĂŒr Operationen an den ExtremitĂ€ten und im Unterbauch in Frage.

Neben der Schmerzfreiheit wÀhrend einer Operation finden einige Formen der RegionalanÀsthesie auch bei der postoperativen Schmerztherapie Anwendung.

Was ist im Vorfeld einer RegionalanÀsthesie zu beachten?
Wie bei der Vollnarkose wird der AnĂ€sthesist mit dem Patienten ein GesprĂ€ch zur Vorbereitung zur Narkose fĂŒhren. In diesem GesprĂ€ch macht sich der AnĂ€sthesist ein Bild von der Krankengeschichte und dem Gesundheitszustand des Patienten. Dabei bespricht er mit ihm, ob eine RegionalanĂ€sthesie bei der vorgesehenen Operation möglich ist. Ferner legt er den Umfang der Untersuchungen fest, die zur AbklĂ€rung des Narkoserisikos nötig sind, berĂ€t den Patienten ĂŒber die geeignete Form der RegionalanĂ€sthesie und klĂ€rt ihn ĂŒber Vorgehen und Risiken auf. Die weitere Vorbereitung einer RegionalanĂ€sthesie wie
- Beruhigungsmittel fĂŒr die Nacht und den Morgen vor der Operation
- Einhalten der mehrstĂŒndigen NĂŒchternheit vor Operation (kein Essen, Trinken, Rauchen)
erfolgt wie bei einer Vollnarkose.

Wie wird eine RegionalanĂ€sthesie durchgefĂŒhrt?
Die Unterbrechung der Schmerzleitung ist an mehreren Stellen möglich:
- Im Bereich des RĂŒckenmarks (so genannte rĂŒckenmarksnahe RegionalanĂ€sthesie)
- Im Bereich des Nervengeflechts (Plexus), also dort, wo sich die Nervenfasern nach dem Austreten aus dem RĂŒckenmark zu Nerven vereinigen
- Im Bereich einzelner Nerven (so genannte periphere RegionalanÀsthesie)

Zu den rĂŒckenmarksnahen RegionalanĂ€sthesien gehören die SpinalanĂ€sthesie und die PeriduralanĂ€sthesie. Bei beiden Verfahren geht der AnĂ€sthesist gleich vor: Erst spritzt er ein lokal wirkendes BetĂ€ubungsmittel und danach ein weiteres LokalanĂ€sthetikum zwischen zwei Wirbel in Richtung des Wirbelkanals.

Die PlexusanĂ€sthesie wird ĂŒberwiegend an den oberen ExtremitĂ€ten angewendet, weil dort der Nervenplexus gut zugĂ€nglich ist. Nachdem er sich an bestimmten anatomischen Punkten wie z.B. MuskelansĂ€tzen und KnochenvorsprĂŒngen orientiert hat, sticht der AnĂ€sthesist nach einer lokalen BetĂ€ubung mit einer KanĂŒle in Richtung des Nervengeflechts. Indem er ein NervenstimulationsgerĂ€t verwendet, erkennt er, wenn sich die KanĂŒlenspitze dem Nervengeflecht nĂ€hert. Bei einem NervenstimulationsgerĂ€t ist eine SpezialinjektionskanĂŒle ĂŒber ein Kabel an eine Stromquelle angeschlossen, die Impulse abgibt. Kommt es bei niedriger StromstĂ€rke zu einer Empfindung oder Muskelkontraktion im Bereich des gesuchten Nerven, so ist die Injektionsnadel richtig platziert. Nun spritzt der AnĂ€sthesist ein LokalanĂ€sthetikum in die NĂ€he des Nervengeflechts. Dieses LokalanĂ€sthetikum dringt in die Nervenfasern ein und verhindert die Schmerzleitung zum Gehirn.

Bei der peripheren RegionalanÀsthesie injiziert der AnÀsthesist das LokalanÀsthetikum unter Verwendung des Nervenstimulators in die NÀhe eines Nervs oder mehrerer Einzelnerven. Die Suche nach der Punktionsstelle orientiert sich auch hier an anatomischen Punkten. Die Schmerzfreiheit umfasst das vom betroffenen Nerv versorgte Areal.

Welche Komplikationen können bei der RegionalanÀsthesie auftreten?
Komplikationen kommen bei einer RegionalanÀsthesie selten vor:
- Infektion an der Punktionsstelle: Zur Vorbeugung dieser Komplikation erfolgt die Punktion unter sterilen Bedingungen.
- Blutung bei Verletzung eines BlutgefĂ€ĂŸes: Bei Patienten mit intakter Blutgerinnung ist diese Komplikation extrem selten. Patienten mit gestörter Blutgerinnung dĂŒrfen sich nicht einer RegionalanĂ€sthesie unterziehen.
- NervenschĂ€den: Obwohl diese Komplikation bei den Patienten am meisten gefĂŒrchtet ist, kommt sie nur extrem selten vor. Da die verwendeten PunktionskanĂŒlen an der Spitze nicht scharf geschliffen sind, kommt es selbst bei BerĂŒhrung einer Nervenfaser nicht zur Verletzung.

Reaktionen auf das LokalanĂ€sthetikum: GerĂ€t das LokalanĂ€sthetikum versehentlich in ein BlutgefĂ€ĂŸ, kann es zu Reaktionen des Herz-Kreislauf-Systems und des Zentralen Nervensystems kommen. Um diese Komplikation zu vermeiden, stellt der AnĂ€sthesist vor dem Einspritzen eines LokalanĂ€sthetikums durch kurzes Ansaugen mit der Spritze sicher, dass sich die KanĂŒlenspitze nicht in einem BlutgefĂ€ĂŸ befindet.

Allergische Reaktionen auf das LokalanÀsthetikum sind bei den heute verwendeten LokalanÀsthetika nur selten.

Auf Grund anatomischer Probleme kann sich bei der Punktion herausstellen, dass die Anlage einer RegionalanĂ€sthesie erschwert oder unmöglich ist. Da daraus eine unzureichende Schmerzfreiheit resultiert, wird in diesen FĂ€llen eine Vollnarkose durchgefĂŒhrt.

Die besonderen Komplikationen, die bei den einzelnen Verfahren auftreten können, werden im GesprÀch zur Vorbereitung der Narkose zwischen AnÀsthesist und Patient im Detail besprochen.

Welche Alternativen gibt es zur RegionalanÀsthesie?
Manche Patienten wĂŒnschen eine RegionalanĂ€sthesie und möchten dennoch wĂ€hrend der Operation nicht wach bleiben. Sie erhalten dann ein Beruhigungsmittel, das einen oberflĂ€chlichen Schlaf herbeifĂŒhrt. Dadurch „verschlafen“ sie die Operation regelrecht.

Einige Verfahren der RegionalanĂ€sthesie können erweitert werden, indem nicht nur einmalig ein LokalanĂ€sthetikum eingespritzt wird, sondern ĂŒber einen hauchdĂŒnnen Katheter, der durch die KanĂŒle geschoben wurde, wiederholt oder kontinuierlich LokalanĂ€sthetikum gegeben wird. Diese Katheterverfahren eignen sich auch fĂŒr die postoperative Schmerztherapie.

Quelle: netDoktor.de
Alles Gute fĂŒr Euch
Wolke

Immer vorwĂ€rts, nie zurĂŒck,
frischer Mut bringt neues GlĂŒck.
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