Tarsaltunnel-Syndrom

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Moderator: Michael Starz

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dolo
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Tarsaltunnel-Syndrom

Beitrag von dolo »

Das Tarsaltunnel-Syndrom:
Der Tibialisnerv (N. tibialis, lat. tibia = Schienbein) versorgt die Muskulatur an der Beugeseite des Unterschenkels und die Muskeln der Fußsohle. Seine sensiblen Bereiche sind der hintere (dorsal) Bereich des Unterschenkels, der Ferse und der Fußsohle. Der Nerv verläuft durch den sogenannten Tarsaltunnel. Dieser Tunnel liegt hinter dem Fußinnenknöchel und wird bedeckt von einem Halteband, dem Retinaculum musculi flexorum.

Beim Tarsaltunnel-Syndrom kommt es zu einer Kompression des N. tibialis unter dem Innenknöchel des Fußes. Das führt zu Schmerzen und Störungen des Gefühls in diesem Bereich. Ein Ausstrahlen bis zur Fußsohle und zum Fersenbein ist typisch.

Wegen der geschützten Lage kommt es selten zu direkten Verletzungen des Nervs. Häufig treten eher indirekte Schädigungen des Nervs auf. Ursachen für das Tarsaltunnel-Syndrom können u.a. sein:
Knochenbrüche (Frakturen)
Verdrehungen oder Verrenkungen (Distorsionen)
Tendosynovitis (Sehnenentzündung) bei rheumatischen und entzündlichen Erkrankungen, z. B. rheumatoide Arthritis
Störungen der Blutzufuhr im Bereich des Nervs (Nervus tibialis)
Fehlstellungen des Fußes, z.B. Senk- und Spreizfuß
Ãœberlastung, z. B. durch Training

Die Symptome äußern sich oft als:
übersteigerte Reizwahrnehmung (Dysästhesie) im Bereich der hinteren Fußsohlen, eine leichte Berührung wird als Schmerz empfunden
Schmerzen und brennende Füße vor allem beim Gehen oder nachts
unvollständige oder leichte Lähmung (= Parese) der Fußmuskulatur
hinter dem Fußknöchel auftretender Schmerz nach Druck
verminderte Schweißabsonderung an der Fußsohle
In der Regel wird eine operative Druckentlastung des Nerv durch eine Spaltung des Haltebandes herbeigeführt.


Medikamentöse Therapie:
Die Therapiemöglichkeiten bei Engpass-Syndromen sind vielfältig. Ziel ist es, durch die Maßnahmen eine Verminderung des Drucks auf das Nervengewebe zu erreichen. Medikamente sind nur eine Möglichkeit, diese Druckminderung herbeizuführen, z. B. durch schmerzstillende entzündungshemmende Medikamente. Wichtig ist auch die Behandlung der oft erheblichen Schmerzen. Insgesamt können folgende Medikamentöse Ansätze gewählt werden:
Neuraltherapie mit Lokalanästhetika
Kortisoninjektionen
NSAR bzw. Cox-2-Hemmer
Muskelrelaxantien
zentral wirksame Schmerzmittel
Antidepressiva

Physikalische Therapie:
Die Therapiemöglichkeiten bei Engpass-Syndromen sind vielfältig. Ziel ist es, durch die Maßnahmen eine Verminderung des Drucks auf das Nervengewebe zu erreichen. Medikamente sind nur eine Möglichkeit, diese Druckminderung herbeizuführen. Physikalische Therapieansätze bieten vielfach eine Ergänzung oder Alternative zur medikamentösen Behandlung bei Engpass-Syndromen. Zu den bevorzugten Therapien gehören:
TENS
Kältetherapie
Wärmetherapie
Magnetfeldtherapie
Softlaser und Ultraschall
Iontophorese

Operative Therapie:
Wenn mit anderen Therapiemethoden keine Heilung oder Linderung erreicht wurde oder die Erkrankung sich im fortgeschrittenen Stadium befindet, sollte operiert werden. Besonders wenn schon erste Lähmungserscheinungen aufgetreten sind, ist eine Operation notwendig und sollte nicht zu lange hinausgezögert werden. Die Funktionseinbußen des geschädigten Nervs bilden sich nur langsam zurück und können auch nach einer erfolgreichen Operation noch einige Zeit anhalten. Bei schweren Nervenschäden kann nicht immer eine vollständige Wiederherstellung der Nervenfunktion erreicht werden.

Bei einer Fasziotomie wird die Muskelfaszie während einer Operation geöffnet und so der Druck auf Nerven und Gewebe genommen. Eine Faszie ist eine kollagen-bindegewebige Hülle eines Skelettmuskels. Man spricht auch von einer Muskelbinde (lat. Faszie = Binde).

Die Verlagerung oder eventuelle Durchtrennung der betroffenen Nerven sind weitere chirurgische Methoden.

Die Operationen können, je nach Art des Engpass-Syndroms, in einer offenen Operation oder auch arthroskopisch erfolgen. Eine Arthroskopie ermöglicht die Betrachtung einer Gelenkhöhle mit Hilfe eines eingeführten speziellen Endoskops (Arthroskop). Dabei handelt es sich um eine Art Schlauch, durch den man dann verschiedenartige Geräte in den Körper einführen kann, z.B. chirurgische Instrumente. Die Einführung erfolgt über kleine Hauteinschnitte über dem geschädigten Bereich. Der Vorteil dieser Operationsmethode ist, dass die Betroffenen den nachfolgenden Heilungsverlauf im Vergleich zur herkömmlichen offenen Operationsmethode, als wesentlich angenehmer empfinden. Wegen der kleinen Operationsnarben ist die Heilung schnell und die Beweglichkeit rasch wieder hergestellt.

Nach einer Operation tritt in der Regel sofort eine Schmerzlinderung ein. Aufgetretene Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen können aber noch Monate anhalten. Die Nachbehandlung besteht in Funktionsübungen der betroffenen Körperbereiche.
Medizinische Fachangestellte in einer Orthopädie!
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